Projektbeschreibung: Die kath. Kirche St. Ulrich in Seeg wurde ca. 1700 bis 1703 nach Plänen von Johann Jakob Herkomer errichtet, die Rokokoausstattung ab ca. 1768 von Johann B. Enderle, Balthasar Riepp und Andreas Henkel eingebracht.
Die letzte Innenrenovierung fand 2007 statt.
Die Dachkonstruktion des Langhauses besteht aus einem zweilagigen Kehlbalkendach mit Mittelüberzug und Hängesprengwerken, welches im Jahr 2000 ertüchtigt wurde. Die flach gewölbte Putzdecke wird mit Spanten gehalten, welche an den Bundbalken befestigt sind.
2016 fiel ein über 2 m² großes Putzstück aus der Decke über dem Langhaus. Die Deckenuntersuchungen ergaben einen ungünstigen Putzaufbau. Die Anhaftung des Putzes an der Lattung war zu gering. Die Verbindung zwischen Putz und Putzträgerkonstruktion wies grundsätzlich keine ausreichende Sicherheit auf und war somit eindeutig für das Versagen verantwortlich.
Erschütterungen sind für Putzdecken ungünstig, da mit stoßartigen Anregungen dynamische Beschleunigungskräfte zusätzlich zum Eigengewicht wirken, wenn auch nur für Sekundenbruchteile. Bei Messungen erwiesen sich die Erschütterungen durch das Glockenläuten als unbedeutend, Erschütterungen aus Wind waren mäßig. Einen signifikanten Einfluss hatte das Begehen der Balkenlage zu Wartungs- und Inspektionszwecken sowie das Arbeiten im Dachstuhl. In Konsequenz wurden als kostengünstige Maßnahme Deckenbereiche auf der Bundbalkenlage dauerhaft abgesperrt.
Ebenfalls untersucht wurde die Einwirkung von Schnee und Wind auf die Deckenkonstruktion und damit auf den Deckenputz. Im Ergebnis waren die Beanspruchungen aus Schnee gegenüber dem Verformungs- und Erschütterungsverhalten aus Wind als nachrangig anzusehen.
Da eine vollständige Entkopplung der Putzdecke von äußeren Einwirkungen nicht möglich war, mussten Verbesserungen der derzeitigen Situation durch Optimierungen und Ergänzungen am Tragwerk erfolgen. Zur Reduktion der Wandverformung wurde ein Horizontalverband auf Bundbalkenebene vorgesehen. Eine weitgehende Entkopplung der Putzdecke vom Dachtragwerk geschah durch den Einsatz von Tellerfedern.
Durch die weitreichenden Untersuchungen des Ingenieurbüros DR. SCHÜTZ INGENIEURE (Wind- und Schneelastgutachten, Erschütterungs- und Schwingungsmessungen bei Wind, Glockenläuten und Arbeiten im Dachstuhl, räumliche statische und dynamische Berechnungen, Bewertung Haftverbund und Putzträger) konnten die statischen Maßnahmen und Varianten im Entwurfsprozess fundiert beurteilt werden, so dass die Entscheidung zugunsten wirtschaftlicher, effektiver und vor allem denkmalverträglich optimierter Eingriffe gefallen ist.