Geb. Rainhausgasse 20 in Lindau

Historische Bauten - Profanbauten

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Projektbeschreibung:
Das Rainhaus in Lindau wurde 1586 vom Lindauer Baumeister Hans Furttenbach errichtet. Der denkmalgeschützte Renaissancebau diente als Quarantänegebäude für Angehörige von Pestkranken und liegt im Verlandungsbereich des Bodensees.  

Das zweigeschossige Gebäude mit zweilagigem Kehlbalkendach ist nicht unterkellert. Bei der Errichtung des Gebäudes wurden bereits unter dem Fundament vertikale Holzpfähle eingetrieben, auf denen längsverlaufende Hölzer verlegt wurden, da der Baugrund sich als sehr weich zeigte. Zudem steht ca. 1 m unter der Geländeoberkante das Grundwasser an.

Aufgrund des bedenklichen statischen Zustandes und der Lage in Erdbebenzone 2 wurde 2012 eine temporäre Sicherung vorgenommen. 2014 begannen die Planungen für die Sanierung. An den Dach- und Deckenkonstruktionen waren erhebliche Fäulnisschäden vorhanden. Der Echte Hausschwamm konnte bei den Fußböden nachgewiesen werden. Das statische Hauptproblem lag in der unzureichenden Gründung. Unter der Deckschicht, die bis ca. 1,20 m in den Boden reicht, finden sich quartäre Sande und Kiese, die extrem locker gelagert sind, mit breiiger, fließempfindlicher Konsistenz. Darunter sind gering tragfähige und stark kompressible Schwemmablagerungen vorhanden. Die darunter liegende Moräne in ca. 4,7 bis 7 m Tiefe ist mittel tragfähig. Die ursprünglich verbauten Holzpfahlköpfe und -längsträger weisen aufgrund von Grundwasserabsenkungen umfangreiche Fäulnisschäden auf.

Die Untergrundverhältnisse erlauben bei Neubauten aufgrund der notwendigen Erschütterungsfreiheit und der geringen Knickgefahr nur eine Gründung mit Großbohrpfählen. Dies wurde für den Treppenhausanbau umgesetzt. Im Bestandsgebäude war dies aufgrund der erforderlichen Bohrgerätgröße nicht möglich. So wurden unter dem Gebäude eine 30 cm dicke Bodenplatte abschnittsweise eingezogen und die Fundamentfläche der Außenwände vergrößert. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Bodenplatte mit Fundamentverbreiterung, als „schwimmende“ Gründung, entworfen.

Der Altbau ist somit schwimmend gegründet, der Neubau steht auf Bohrpfählen

Neben den Nachgründungsarbeiten wurden die zahlreichen Fäulnisschäden durch querschnittsgleiche Blattverbindungen saniert und die Scheibenwirkung von Wänden und Decken ertüchtigt. Hierbei wurde insbesondere auf eine hohe gestalterische Qualität geachtet. Die praxistaugliche Sanierungsmaßnahme am Gebäude, die von vielen Fördergebern unterstützt wurde, konnte im Kostenrahmen termingerecht abgeschlossen werden.
Auftraggeber:
Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V.Behinderte e.V.
Leistungsumfang:
Tragwerksgutachten
Tragwerksplanung Lph 1 - 8, HOAI
Auszeichnungen:  
Bayerischer Denkmalpflegepreis 2020 in der Kategorie „Private Bauwerke“ in BRONZE
Denkmalschutzmedaille 2019 vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

Fotografie:  
(c) Dr. SCHÜTZ INGENIEURE
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