Projektbeschreibung: Die Kirche St. Moritz in Augsburg wurde in Laufe der letzten Jahrhunderte mehrfach umgebaut, erweitert und im 18. Jahrhundert barockisiert.
Nach der nahezu vollständigen Zerstörung während des 2. Weltkrieges, wurde die Kirche in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Das starke Schadensmaß sowie der Ruß aus der Zeit der Zerstörung zeichnet sich maßgeblichen an der Innenschale durch ein ausgeprägtes Rissbild sowie durch stark verschmutzte Oberflächen ab. Daher erfolgte in der Zeit von 2010 bis 2013 auf Grundlage eines Entwurfes des Architekten und Designers John Pawson eine völlige Überarbeitung der Innenschale sowie eine Neugestaltung des Innenraums, der Seitenschiffe, der Anbauten und der Sakristei. Ab 2014 wurde der Innenhof zwischen der Moritzkirche und den Bauten der Seelsorge neu gestaltet.
Im Zuge der dieser Neugestaltung erfolgten zahlreiche Umbauten und Eingriffe in die historische Substanz. Alle Arbeiten erfolgten stets unter Berücksichtigung und in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. So wurde im Chor eine neue Stahlbetondecke über der ehemaligen Gruft eingezogen und ein neuer Boden in der gesamten Kirche in Form eines tragenden Estrichs realisiert. Dieser wurde gleichzeitig zum Einbau der Fußbodenheizung herangezogen.
Eine besondere Herausforderung stellte die geplante Lichtinszenierung in den Kuppeln dar. Die raumabschließenden Stahlbetonkuppeln sind als dünnwandige, einlagig bewehrte Tragwerke ausgeführt. Unter diesen sollte der hinterleuchtete Lampenschirm realisiert werden. Für die Umsetzung wurde eine mit der Tragkuppel verankerte Rabitzschale, einer dünnen Schale aus Stahlgittern und Mörtel, konstruiert, bemessen und ausgeführt.
Der Innenhof mit dem nahezu quadratischen Grundriss wurde vollständig neugestaltet. Hierfür wurde ein umlaufender überdachter Arkadengang mit Räumlichkeiten entlang der Außenwand des Kirchenschiffes sowie einer mittigen Freifläche realisiert. Der Entwurf von John Pawson sah einen nahezu stützenfreien Arkadengang vor.
Die Lastabtragung aus dem Flachdach erfolgt teilweise punktuell über Stützen und teilweise linienhaft über Unterzüge und Wände. Die Unterzüge, welche zwischen der Moritzkirche und den Moritzsaal spannen, werden zur Reduzierung der Durchbiegung mittels Monolitzen vorgespannt. Die Lastabtragung erfolgt über die Stützen und Wände in den Baugrund. Dieser stellte sich als eine besondere Anforderung heraus, da die obere Schicht des Baugrundes nicht ausreichend tragfähig ist. Tragfähiger Baugrund liegt erst ca. 4,00 m unter Oberkante des derzeitigen Geländes vor. Daher wurde eine Tiefengründung vorgesehen. Unter Berücksichtigung zulässiger Erschütterungen sowie der statischen Erfordernisse, kamen duktile Gussrammpfähle mit Mantelverpressung zur Ausführung auf denen eine punktgestützte Bodenplatte auflagert. Das heißt, die Bodenplatte wird anlog der Dachdecke mit Unterzügen unterstützt und lastet auf den Stützen und Wänden und somit auf den geplanten Pfählen ab. Eine eventuelle Stützung der Bodenplatte durch den bedingt tragfähigen Boden wurde im Rahmen einer Grenzwertbetrachtung statisch mituntersucht, um so ggf. erforderliche Umlagerungen von Stützmomenten auf negative Feldmoment zu berücksichtigen.
Aufgrund der äußerst beengten Platzverhältnisse sowie der nur für Personenverkehr ausgelegten Zugänglichkeit, wurde die Maschinen mit einem 450t Kran vom Vorplatz über die anschließenden Gebäude in den Innenhof eingehoben und wieder entfernt.